TMPLstudio
TMPLstudio stellt sich vor
Ostpost 45, Herbst/Winter 2022

“Er lebt! Er lebt! Er lebt!”, schallt es durch die alten Gemäuer am Fuße der Nikolaikirche. Nebel zieht auf. An den Wänden hängen abstrakte Bilder aus Acrylfarbe. Maritime Motive sind zu sehen. Auf der Bühne erhebt sich Frankensteins Monster zu neuem Leben. Das Publikum klatscht Beifall. Der Vorhang fällt und die Schauspieler verlassen wieder die Bühne. Das Publikum erörtert bei kühlen Getränken die soeben gesehene Aufführung der Theatergruppe spiel.trieb.
Die jungen Schauspieler kommen dazu und schauen nun zum ersten Mal in aller Ruhe auf die Bilder, die von der Vernissage zwei Tage vorher noch an der Wand hängen. “Die Idee den Gewölbekeller als ein multifunktionales Kulturstudio einzurichten gefällt mir sehr gut”, erklärt einer der Zuschauer. “Es ist ein bisschen, wie eine ganz kleine Kunstnacht”, ergänzt ein weiterer.
Seit September 2022 gibt es dieses Studio. Am Wendländer Schilde 7 ist mit TMPLmedia eine moderne Werbe- und Marketingagentur eingezogen. Im Schwerpunkt produziert das Team Imagefilme. Für zahlreiche Kunden aus der Region Rostock und darüber hinaus, bis nach London, arbeitete das Team bereits mit der Kamera.
Mit Beginn der Covid-Pandemie erweiterte das junge Unternehmen sein Geschäftsfeld auf die Produktion von Livestreams und hybriden Konferenzen.
“Im Hauptzweck sollen hier Informationsveranstaltungen, Buchlesungen, Vorträge und andere nette Veranstaltungen stattfinden. Mal mit oder ohne Publikum, mal mit oder ohne Kamera. Als ich den Gewölbekeller dann das erste mal in echt gesehen habe, dachte ich sofort, dass wir hier auch Theater und Ausstellungen organisieren müssen. Das passt zur Location und zum Stadtteil sowieso”, fasst der 34-jährige zusammen.
“Und wo findet dann nächste Woche unser Seminar hier statt?”, unterbricht ihn eine Zuschauerin. “Eigentlich genau hier, wo jetzt noch die Bühne ist”, antwortet Tempel. Dann werden hier wieder die Seminartische, der Fernseher für die Präsentationen und die Technik für die Videokonferenz aufgebaut. Die Brauerei hat übrigens schon das Potenzial der Räume erkannt und den tollen Kühlschrank da drüben gesponsert”, grinst Tempel freundlich.
Im nächsten Jahr will TMPLmedia dann auch mit einer eigenen Idee an der Rostocker Kunstnacht teilnehmen. Mit Baltic Beatz soll ein ganz eigener Akzent gesetzt werden. Das Team sammelt über die Internetplattform Twitch Geld für ein soziales Projekt in der Stadt. In der Auftaktveranstaltung 2022 konnten bereits 3000€ eingesammelt werden.
“Für die Kunstnacht machen wir dann eine Sonderausgabe. Geld für den guten Zweck und Musik passen perfekt in die östliche Altstadt”, erklärt Tempel und ergänzt, “und das beste ist, dass die Zuschauer zu Hause die Musik nach eigenem Ermessen laut und leise drehen können und wir hier niemanden stören müssen.”
Während an der Fotobox noch die letzten Erinnerungen für zu Hause und den großen Fotoschrank gemacht werden, kommt Tempel wieder auf die Bilder an der Wand zurück.
Sie sind aus Acrylfarbe und zeigen überwiegend maritime Motive wie Anker oder Leuchttürme. “Das war eine ganz schnelle Idee und die Künstlerin Christin Reiche hat sofort zugesagt, ihre Bilder hier auszustellen. Jetzt zu Beginn wollen wir auch ganz bewusst ausprobieren was zusammenpasst und was nicht. Die Schauspieltruppe fand die Idee super, dass das Publikum vor und nach dem Stück noch Kunst an der Wand begutachten kann.
TMPLmedia will Am Wendländer Schilde eine breite Angebotspalette anbieten. "Wir freuen uns sehr nun Teil der östlichen Altstadt sein zu dürfen und haben noch viel vor. Schauen sie gerne auch mal außerhalb von Events vorbei. Zu zeigen und zu besprechen gibt es immer etwas", fasst Patrick Tempel zusammen.

Baltic Beatz
Virtuelles Festival zu Ostern
OZ, 28.02.2022 - Katrin Zimmer

30 Stunden lang wird aus der ehemaligen Disco Nightparc in
Rostock gesendet / Einnahmen werden gespendet

Es ist noch nicht ganz dasselbe wie früher, aber es soll wenigstens
wieder ein bisschen Partystimmung verbreiten: Ein virtuelles
Festival veranstalten eine Reihe Rostocker DJs in diesem Jahr zu Ostern.
Der Clou: Jeder kann sich die Musik über den Live-Streaming-
Dienst Twitch ins eigene Wohnzimmer oder den Partyraum holen und
damit auch noch etwas für den guten Zweck tun.
„Für viele ist Ostern eigentlich der Auftakt der Festival-Saison. Da
wurde in Rostock immer das Kommt-Zusammen-Festival gefeiert“,
sagt Patrick Tempel. Was er meint, sind mehrere Abende, an denen
sich die Clubbetreiber in der Hansestadt zusammengeschlossen haben.
Wer ein Ticket erworben hatte, konnte von Diskothek zu Diskothek
ziehen, sogar ein Shuttlebus verband die Clubs.
Da die Corona-Pandemie die Partynächte in den vergangenen Jahren
stark eingeschränkt hat und die Szene teilweise völlig zum Erliegen
brachte, fiel das alles weg. „Deswegen haben wir uns überlegt, was
wir alternativ machen können. Auch, um zu zeigen: Wir sind noch da“,
sagt Kai Gutzmann alias DJ Keule. Er betreibt inzwischen seit mehr
als zwei Jahren den Kanal Baltic_Beatz auf dem Live-Streaming-
Portal Twitch.
Dort soll zu Ostern auch gesendet werden – 30 Stunden lang, aus
dem ehemaligen Nightparc in Rostock. Früher hat Gutzmann oft dort
aufgelegt. Die Diskothek im Warnow Park im Stadtteil Lütten Klein
dürfte den Älteren auch noch unter dem Namen „Fun“ oder „Lollipop“
bekannt sein. 2015 war sie geschlossen worden und wartet seitdem
auf eine weitere Nutzung.
Die soll sie jetzt zunächst zu Ostern bekommen. „Wir haben Center-
Manager Frank Middendorf einfach mal gefragt, ob wir da rein dürfen
und er fand die Idee super“, so Tempel, der in Rostock einen eigenen
Podcast betreibt und unter anderem auch die Sitzungen der Bürgerschaft
in einen Livestream bringt. „Die Technik ist also da“, sagt Tempel
hinsichtlich des geplanten virtuellen Festivals. Den 30-Stunden-
Marathon werden die beiden natürlich nicht allein bestreiten. Sieben
DJs, die meisten davon aus Rostock, haben bereits zugesagt, zehn
oder zwölf werden es am Ende wohl insgesamt, schätzt der junge Unternehmer.
Musikalisch soll für jeden etwas dabei sein – Partymusik
eben – und zur besten Sendezeit am Abend sollen sogar Musikwünsche
über das Portal entgegengenommen werden, so Tempel.
Dort können Zuschauer dann auch eine kleine Spende abgeben, anstelle
des Eintrittspreises sozusagen. Die Erlöse gehen an wohltätige
Zwecke: das Projekt „Mike Möwenherz“ der Universitätsmedizin Rostock,
bei dem Kinder mit unheilbaren Erkrankungen und deren Familien
unterstützt werden, den Alzheimer Landesverband MV sowie die
Rostocker Tiertafel.
Für den guten Zweck gespendet werden kann über das Portal auch
schon, bevor der Party-Marathon startet. „Ich würde mich freuen,
wenn die Summe vierstellig wird“, so Gutzmann alias DJ Keule. Und
je nachdem, wie gut das Format angenommen wird – das zeigen
auch die Klickzahlen im Netz ganz unmittelbar – könne er sich vorstellen, es zu wiederholen. Doch erstmal steht zu Ostern die Premiere an. Starzeit: Karsamstag um 18 Uhr.
Gewinner des Jahres 2020
Gewinner des Jahres 2020
NNN/NOZ, 02.01.2021 - Vincent Buss

Die Corona-Pandemie hat 2020 alle Menschen vor Herausforderungen gestellt. Aber während der Krise sind auch gute Dinge passiert. Fünf Menschen erzählen von ihren positiven Erfahrungen - vom eigenen Laden, über mehr Selbstbewusstsein bis zur stärkeren Bindung zu ihrer Familie.

[...] Patrick Tempel hatte große Erwartungen an das Jahr 2020. Der 33-jährige Rostocker produziert Videos von Veranstaltungen. Im September 2018 gründete er sein Kleinunternehmen, 2019 – das erste volle Jahr – stimmte ihn optimistisch.
Dann kam Corona und die Veranstaltungen blieben aus. „Es lief doch eigentlich gerade gut“, dachte Tempel enttäuscht. Doch ihm kam eine Idee. Zufällig hatte er sich schon im Januar am Livestream einer Veranstaltung versucht. Wenn keine Besucher mehr zu Events kommen dürfen und die deshalb ausfallen, könnten doch die Events zu den Besuchern kommen. Also schaffte sich der 33-Jährige die passende Technik an.
Eigentlich war Tempel es gewohnt, dass Organisatoren auf ihn zugingen. „Die Geschichten kamen von alleine“, erinnert er sich. Doch nun ging er wieder auf die Veranstalter zu und bot ihnen seine Dienste an.
Es funktionierte: Er machte unter anderem Livestreams für die Rostocker Bürgerschaft, die Landesministerien und den Flughafen Rostock-Laage.
„Fernsehniveau“ haben die Übertragungen zwar noch nicht, wie Tempel sagt. Dafür bräuchte er mehr Geld und Personal. Doch es läuft trotzdem: Seinen Umsatz aus 2019 hat er nach eigenen Angaben sogar übertroffen.
Einerseits habe die Krise ihm gezeigt, dass sich alles immer ändern könne. Andererseits aber auch: „Wenn man sich Gedanken macht und etwas Glück hat, kann so etwas gut ausgehen.“
Falls das Geschäft mit den Livestreams weiterhin so läuft wie bisher, glaubt Tempel, dass er vielleicht sogar gestärkt aus der Krise kommt. Selbst, wenn es vorerst keine Events mit Besuchern mehr gibt. [...]

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